Morten Kristiansen

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Der 72-jährige Morten Kristiansen trainiert 15 Stunden pro Woche und nimmt an Skirennen wie Vasaloppet und Marcialonga teil. Sein Ziel? Wenn er 75 Jahre alt wird, das Birkebeinerrennet in seine Altersklasse zu gewinnen.

es gibt immer mehr zu entdecken

Skiarena Lillomarka, Ende März. Die Nassschneespuren und grünen Bäume verraten, dass der Winter vorbei ist. Das hält Morten Kristiansen aber nicht davon ab, den Hügel mit Doppelstocktechnik hinaufzufahren und zu einem anderen Langläufer zu rufen: ”Schönes Wetter heute!”.

hat skon immer viel trainiert

– Der Trick beim Doppelstockschub besteht darin, flexible Knie zu haben und das Körpergewicht auf den Stöcken zu verlagern, erklärt Morten. Nach 4160 km auf Skiern und 3000 km auf Skirollern im vergangenen Jahr hat er sich an die neue, moderne Doppelstocktechnik gewöhnt, die sich von der, die er als Kind gelernt hat, deutlich unterscheidet.

Tom Morten Kristiansen

GEBOREN: 1950
LEBT IN: Oslo, Norwegen
FAMILIE: Partner Bjørg, Tochter Marte, 32 Jahre
KARRIERE: Ingenieur
AKTIVITÄTEN: Langlaufen, Rennradfahren, Laufen und Fußball

Eine kindheit im freien

Morten wurde 1950 in Oslo geboren und wuchs in einfachen Verhältnissen auf.

– Unsere Eltern konnten mir und meinen Geschwistern keine materiellen Dinge geben, aber sie haben uns Familienerinnerungen im Freien geschenkt. Wir gingen mit die gleichen roten Mützen Wandern und wurden „die Elfenfamilie“ genannt.

Morten arbeitete 34 Jahre lang als Elektronikingenieur. Seine Kollegen brachten ihn zum Rennradfahren und er fing an, sein Fahrrad auf Dienstreisen mitzunehmen. 

Auch Mortens Frau Heidi hatte einen aktiven Lebensstil. Zusammen bekamen sie eine Tochter, Marte, die den Morten früher in einem Skischlitten Gesellschaft leistete. 

– Mein Rat an Eltern von kleinen Kindern ist, sich gegenseitig Freiräume zu lassen und die Kinder auf Aktivitäten mitzunehmen, wenn sie älter werden. 

Morten und Heidi haben 37 Jahre zusammen verbracht. 2012 verstarb Heidi mit 60 Jahren an Krebs. 

– Das hat mir Perspektive gegeben. Man muss das Beste aus dem Leben machen, denn eines Tages ist alles vorbei

langlaufen gibt LEBENSQUALITÄT

Morten überwand die Trauer mit der Unterstützung seiner Freunde, und das Langlaufen half ihm, wieder Freude am Leben zu finden.

– Langlaufen liegt mir am Herzen, weil es ein Gesamterlebnis ist: ein gutes Training und ein unglaubliches Naturerlebnis. Und ich habe Menschen kennengelernt, die ich ohne das Langlaufen nie kennengelernt hätte. Es gibt mir Lebensqualität.

3 RATSCHLÄGE VON MORTEN

SCHWIERIGHEITEN MIT DEM ERSTEN SCHRITT? 

– Betrachte es nicht als Training, sondern als ein Abenteuer. Bring Mittagessen mit und gehe mit Freunden in den Wald, um Beeren zu pflücken, zu schwimmen oder wandere zu einer malerischen Aussicht. Kauf ein gutes Fahrrad und fahre zu neue Orte oder setze dir das Ziel, jeden Monat einen Gipfel zu besteigen.

WAS SOLLTEN MENSCHEN ÖFTER TUN?

– Mach Pläne, auf die du dich freuen kannst. Gib Geld für Dinge aus, die Erinnerungen schaffen, wie Konzerte. Und öfter Leute einladen. Es muss nicht kompliziert sein; Ich lade meine Freunde ein, um Fußballspiele anzuschauen. Lege einfach eure Handys weg und spreche miteinander, Angesicht zu Angesicht. Im Leben geht es darum, Zeit mit anderen zu verbringen und Spaß zu haben. Genieße es so lange wie möglich, denn eines Tages ist es vorbei.

TRAINIERE, UM ERINNERUNGEN ZU SCHAFFEN

– Morten fühlt sich meistens motiviert, aber Runde für Runde in einer Skiarena zu fahren, kann eintönig sein. Deshalb schafft er aus seinem Training Erinnerungen und Naturerlebnisse. Wenn er mit Bjørg in Nordmark wandert, halten sie oft zum Schwimmen an, und wenn sie mit Freunden Skifahren, machen sie eine Mittagspause in der Sonne. Wenn Morten mit Freunden unterwegs ist, die nicht so fit sind wie er, trägt er einen schweren Rucksack oder lädt sie ein, ihm auf einem Elektrofahrrad zu begleiten.

"ICH WILL HERAUSFINDEN
WIE GUT ICH WERDEN KANN"

TRAINIERT WIE EIN PROFISPORTLER

Morten trainiert 15 Stunden pro Woche, normalerweise mitten am Tag nach dem Ausschlafen. Im Winter fahrt er jeden Wochentag Ski in der nahe gelegenen Skiarena und an den meisten Wochenenden nimmt er an 10-km-Rennen und Langstreckenrennen wie Marcialonga, Toblach Cortina, Vasaloppet und Birkenbeinerrennet teil. Im Sommer fährt Morten dreimal die Woche Skiroller mit Freunden und trinkt danach mit ihnen einen Kaffee. An anderen Tagen wandert er mit seinem Partner Bjørg, geht Radfahren und spielt einmal pro Woche Fußball.

Laut Morten besteht das Geheimnis, um so viel trainieren zu können, darin, verletzungsfrei zu bleiben. Deshalb fährt er mit Skirollern vorsichtig bergab und läuft nicht mehr auf Asphalt. Einen schweren Rucksack zu packen und in unwegsamen Geländen zu gehen ist schonender und hat einen ebenso guten Trainingseffekt.

WILL HERAUSFINDEN, wie gut ER WERDEN KANN

Mortens Ziel ist es, mit 75 das Birkebeinerrennet in seiner Altersklasse zu gewinnen.

– Was mich antreibt, ist zu sehen, wie gut ich werden kann, sagt Morten

Er erzielt immer noch neue persönliche Bestleistungen im Skisport, auch wenn er mit zunehmendem Alter an Flexibilität und Muskelmasse verloren hat.

Obwohl Morten ergebnisorientiert ist, trainiert er und tritt bei Rennen an, weil es ihm Spaß macht. Die Rennen feiert er mit Cognac, außer beim Marcialonga, wo er ihn durch Jägermeister ersetzt.

– Das ist eine andere Art von Lebensqualität, sagt er mit einem Augenzwinkern.

Es gibt immer mehr zu entdecken

Im Laufe der Jahre hat Morten gelernt, das zu schätzen, was er hat und tun kann, anstatt sich um das zu trauern, was er nicht hat. Eine Denkweise, die ihm hilft, sich für andere zu freuen.

Worauf bist du am meisten stolz?
– Meine Tochter Marte. Und meine körperliche Verfassung, weil ich hart dafür gearbeitet habe.

Worauf freust du dich?
– Dass meine neue Fjällhütte für die Skisaison fertig ist und die Rennen beginnen. Und dass Liverpool wieder Meister wird, natürlich, sagt Morten schmunzelnd.

Es ist Ende März und der Winter ist offiziell vorbei. Aber für Morten hat die Reise in die nächste Skisaison gerade erst begonnen.

es gibt immer mehr
zu entdecken